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NEWSBLOG

3. Newsletter 2023


3. Newsletter 2023 des Fachzirkels Cannabis Schweiz

Zürich, Mai 2023



Sehr geehrte Mitglieder des Fachzirkels Cannabis Schweiz

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen

Sehr geehrte Damen und Herren


In der 3. Ausgabe der Newsletter beleuchten wir folgende Themen:


- Grund der Teilnahme von Apotheken an Cannabis Pilotprojekten

- Die laufenden Cannabis-Pilotprojekte

- Geplante Pilotprojekte

- Rückblick auf die Cannatrade 2023

- Cannabis-Interaktionen

- Reglementierte Liberalisierung von Cannabis

- Rezeptfreie Cannabisprodukte mit medizinischer Indikation


Wieso Teilnahme von Apotheken an Pilotprojekten


Apotheken nehmen entsprechend ihrem Leitbild Verantwortung bei der Gesundheitsvorsorge wahr. Dazu gehört auch der Einsatz bei Präventionskampagnen, sei es bei Tabak, Alkohol und Drogenkonsum. Durch Verbote und Prohibition lassen sich Suchtverhalten nicht beeinflussen, was sowohl bei Alkohol wie auch bei Drogen deutlich gezeigt wurde. Nur eine gezielte reglementierte Legalisierung bringt die Lösung. Da der Konsum von Cannabis nicht unterbunden werden kann, muss ein risikoärmeres Verhalten erstrebt werden.

Apotheken bieten nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch ihre Kompetenz und Wissen im Umgang mit Suchtverhalten ein und können so zukünftige Gesetze mitgestalten. Was sicher nicht eine Motivation ist, dass zukünftige Geschäftsfelder erschlossen werden können, denn nach einer Legalisierung werden bestehende Grosskonzerne mit grosser Wahrscheinlichkeit sich dieses Feld aneignen.

Was aber eine Legalisierung von Cannabis bringen kann, ist die Möglichkeit, das medizinische Potential von auch bei leichten Befindlichkeitsstörungen rezeptfrei in den Apotheken empfohlen werden kann und solche Produkte als pflanzliche Arzneimittel registrieren zu lassen.



Cannabis-Pilotprojekte


Vor ca. einem halben Jahr wurde in Basel das erste Cannabis-Pilotprojekt unter dem Namen Weedcare gestartet. Da sich das Basler Projekt allein auf die Zusammenarbeit mit Apotheken abstützte, erhielt es vom BAG als erste die Durchführungsbewilligung. An der Cannatrade in Zürich konnte die Leiterin des Projektes, Regina Steinauer, mitteilen, dass der bisherige Verlauf sehr zufriedenstellend war. Es gab zwar zu Beginn einige kleine logistische Probleme, die schnell gelöst waren. Die Teilnehmer an der Studie, die Abgabestellen und die Studienleitung zeigten sich alle positiv. Auch wurden Kunden der Apotheken nicht beeinflusst oder gestört. In den Apotheken wurde hauptsächlich Cannabisblüten mit höherem THC-Gehalt bezogen.


Regina Steinauer (Weedcare Basel):


Wieso geben Apotheken Cannabis ab?

· Apotheken sind sich gewohnt, mit Betäubungsmittel und kontrollierten Abgaben zu arbeiten

· Die nötigen Grundvoraussetzungen für den sicheren Umgang mit Cannabis sind gegeben

· Niederschwellige medizinische Anlaufstelle für Teilnehmer:

o Motivieren für risikoärmere Produkte und/oder Konsumformen

o Kurzberatungen bei problematischem Konsumverhalten

· Interesse an Forschung auf dem Gebiet von Cannabis

(z.B. Ermöglichung der rezeptfreien Abgabe von Cannabisprodukten bei leichten Befindlichkeitsstörungen)


Fazit 3 Monate nach Verkaufsstart in Apotheken

· Keine critical incidents

· Zufriedenheit mit Produkten und Verkaufsstellen hoch

· Beliebteste Produkte: Berry Kush(16% THC)/ Diesel Pollen (20%THC)

· Track & Trace System funktioniert gut, Abgabe in Apotheken mit anfänglicher unerwarteter Fehlerquote

· Rücklauf Fragebogen

· Baseline-Befragung:

· 33% mit problematischem Konsum

· Positiver Zusammenhang zwischen Depressivität und Anzahl Konsumtage sowie Konsummenge

· Aufwand für Studienzentrum gross


Eine erste genauere Bilanz sollte Ende Jahr gezogen werden.


Die Stadt Zürich startet das Pilotprojekt ZüriCan am 28. August 2023, nach den Sommerferien. Die teilnehmenden 10 Apotheken wurden bereits geschult. Was noch fehlt sind die geplanten «Social Clubs». Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnten für diese noch keine geeigneten Lokalitäten gefunden werden, wobei schon diverse Vereine als «Social Clubs» gegründet wurden. Ein Lokal muss von einem nicht gewinnorientierten Verein geführt werden und ist dann nur für registrierte Mitglieder zugänglich. Es scheint aber, dass die jugendlichen idealistischen Vereinsgründer nicht in der Lage sind, kommerzielle Verhandlungen zu führen.


Geplante Pilotprojekte


In der Pipeline ist noch eine ganze Reihe weiterer Cannabis Pilotprojekte. So haben die Städte Bern, Biel, St. Gallen, Luzern, Lausanne und Genf weitgehende Vorbereitungen getroffen und teilweise Bewilligungsversuche ans BAG eingereicht. Parallel dazu planen auch private Unternehmen eigene Pilotprojekte zu organisieren.


Offizielle Cannabis-Pilotprojekte in der Schweiz sind:



Jedes Projekt arbeitet mit einer Universität oder Fachhochschule und wird von den lokalen Behörden getragen.


Neben Weedcare in Basel und ZüriCan in Zürich wurden vom BAG bereits bewilligt:

- Cann-L in Lausanne (ohne Apotheken, aber mit kontrollierten Verkaufsstellen)

- La Cannabinothèque Genf (ohne Apotheken, eine Verkaufsstelle in Vernier GE)

- SCRIPT – The Safer Cannabis, Bern, Biel, Luzern (mit Apotheken und Beratungsstellen)


Daneben interessieren sich auch private Organisationen und Firmen für die Durchführung von Cannabis Pilotprojekten. Diese müssen aber auch die Voraussetzungen des BAG erfüllen.


So sucht das Swiss Cannabis Resarch Center (Anlaufstelle für Cannabis Pilotversuche - swisscannabis-center.ch), aber auch andere Anbieter, Apotheken für die Teilnahme an lokalen Cannabis Pilotprojekten. Wichtig ist, dass die Studienleitung durch offizielle Hochschulen und Universitäten organisiert wird. Im Fokus stehen vor allem Zürich, Bern und St. Gallen.


Der Fachzirkel Cannabis Schweiz stellt sich gerne als Vermittler zur Verfügung (fachzirkelcannabis@gmx.ch).



Rückblick auf die Cannatrade (12. Bis 14. Mai 2023 in Zürich)


Cannatrade ist eine Messe, die sich auf Cannabisproduzenten, aber auch auf interessierte Konsumenten richtet. An 3 Nachmittagen wurden mit Vorträgen und Paneldiskussionen rekreatives Cannabis aber auch die gesetzlichen Vorgaben für die Cannabis-Pilotprojekte diskutiert und die medizinische Anwendung als Magistral-Rezeptur behandelt.


Deutlich wurde festgestellt, dass die Magistral-Rezeptur noch viele Probleme zu überwinden hat. So sind viele Ärzte/Ärztinnen noch nicht bereit, Cannabis zu verschreiben, aber auch Apotheken haben noch Mühe, die Verschreibungen korrekt auszuführen. Ein wichtiger Punkt ist auch die Preisgestaltung.


An der Cannatrade kamen auch Randgebiete zur Sprache. So wird Cannabis bei Esoterikern überhöht beurteilt. Schockierend war es, dass mit esoterischem Gedankengut kritische Anwendungen empfohlen werden, so die Verwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit. Untersuchungen zeigten, dass Cannabiskonsum während der Schwangerschaft zu gravierenden Schäden am Fötus führen können. Deshalb ist eine solche Empfehlung ein absolutes no go. (Frau, R., Miczán, V., Traccis, F. et al. Prenatal THC exposure produces a hyperdopaminergic phenotype rescued by pregnenolone. Nat Neurosci 22, 1975–1985 (2019). https://doi.org/10.1038/s41593-019-0512-2)



Cannabis Interaktionen


Der Fachzirkel Cannabis Schweiz beschäftigte sich seit langem mit den Wechselwirkungen von Cannabinoiden mit Medikamenten und anderen Konsumgütern. In Zusammenarbeit mit Dr. Christian Steuer konnte Daniel Schönberger eine umfassende Literaturstudie erstellen. Die Studie ist unter PRODUKTE | Fachzirkel Cannabis (fcschweiz.org) einsehbar.



Reglementierte Liberalisierung von Cannabis

Rezeptfreie Cannabisprodukte mit medizinischer Indikation



Leider hat sich in der letzten Zeit nichts Fundamentales bei der Legalisierung von Cannabis getan. Auch Experten sind der Ansicht, dass für einen entscheidenden Schritt noch mindestens 3 bis 10 Jahre vergehen werden. (https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/npp/faktenblaetter/faktenblaetter-cannabis/legalisierung-und-regulierung-cannabis.pdf.download.pdf/Factsheet_D.pdf)

Dabei ist die Mehrheit der Bevölkerung für eine reglementierte Liberalisierung, was auch für die Registrierung von pflanzlichen Arzneimitteln auf Basis von Cannabis vorteilhaft wäre.




Der Fachzirkel Cannabis Schweiz wünscht Ihnen einen wunderschönen Frühling, gute Gesundheit und die Möglichkeit, Sonne und Freizeit zu geniessen



Zürich im Mai 2023



Albert Ganz

Präsident Fachzirkel Cannabis Schweiz


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