Vor mehr als ein Jahr wurde der Fachzirkel Cannabis Schweiz gegründet mit dem Ziel, Apothekerinnen und Apotheker mit relevanten und fundierten Unterlagen zu Cannabis Produkten zu versorgen. Dadurch soll eine medizinisch korrekte Beratung ermöglicht werden. Gleichzeitig sollte der Fachzirkel die Apotheken mit Ausbildungsmoduls bei wissenschaftlichen Untersuchungen begleiten.
Was bisher geschah
Inzwischen wurde weltweit die Forschung über Cannabis-Inhaltsstoffe intensiviert. Auch die Politik wurde aktiv und in verschiedenen Ländern ist die Pflanze wieder legal zu medizinischen und rekreativen Zwecken erhältlich. Die Mühlen in der Schweiz mahlen aber sehr langsam und die Politik hat es noch nicht fertiggebracht, dass wenigstens eine wissenschaftliche Untersuchung des momentanen Cannabis-Konsums ermöglicht wurde. Hier hätte erstmals erforscht werden sollen, was die Motivation der Verwendung verschiedener Cannabis Produkte ist und welcher Inhaltsstoff den Ausschlag gibt. Den Apotheken wäre es ermöglicht worden, sich als gleichwertige Partner in einer grossangelegten Studie zu beteiligen.
Trotz der vielfältigen laufenden Studien sind noch sehr viele Fragen offen. So sind gegen 200 Cannabinoide bekannt und ausser THC scheinen die anderen Cannabinoide kaum oder nicht psychoaktiv zu sein Dagegen scheinen bei den Cannabinoiden andere vielfältige Anwendungsgebiete zu besitzen. Auch das Zusammenspiel der Cannabinoide ist noch unklar. Genauso sind vielfältige Interaktionen mit Arznei- und Nahrungsmitteln bekannt. Wird jedoch die Pflanze nüchtern betrachtet, so erscheint sie als normale Heilpflanze mit einem grossen medizinischen Potential, sicher nicht als Wunderdroge.
Psychoaktive Wirkung - Abhängigkeit Wird die psychoaktive Wirkung von Cannabis mit anderen auf die Psyche einwirkenden Stoffen, wie Alkohol, Morphin und auch Nikotin, sowie weiteren verglichen, so treten erstaunliche Parallelen auf. Es sind alles Stoffe, die seit Urzeiten in speziellen Situationen, vor allem bei Festen und in religiösen Riten verwendet wurden. Missbrauch, Dosiserhöhungen und Abhängigkeit waren unbekannt. Sogar Opium wurde lange nur zur Schmerzlinderung und in Riten verwendet – erst als durch bewusste politische Prozesse – Engländer importierten massive Mengen Opium aus Bengalen nach China, um den lokalen Widerstand zu brechen – begann dessen Verwendung in sog. Opiumhöhlen. Missbrauch begann vor allem nachdem Morphin chemisch zu Heroin verändert wurde und so eine massive Wirkungsverstärkung erhielt. Aber auch beim Alkohol war das Problemtrinken lange nicht existent. Erst nachdem der Alkohol in hochprozentiger Form angeboten wurde, begannen die Probleme und wurden z.B. in den USA durch die Prohibition, dem Verbot des Alkohols, noch verstärkt. Das gleiche gilt bei Cocain, das in den Anden durch Kauen der Blätter lange zur Antriebsförderung verwendet wurde und erst durch die Reindarstellung seine unheilvolle Wirkung erhielt. Es ist deshalb naheliegend, dass auch bei Cannabis eine Konzentrationserhöhung der psychoaktiven Komponente zu einer Erhöhung der Abhängigkeit. Der THC Gehalt der Cannabisblüten-Extrakte betrug bis vor ca. 50 Jahren meistens unter einem Prozent. Erst durch gezielte Züchtungen wurde der THC Gehalt bis zu Rekordhöhen von 40% erhöht. Medizinisch nicht gesichert, aber plausibel ist die Annahme, dass der hohe THC Gehalt zu einer stärkeren Abhängigkeit und vermehrt zu psychischen und physischen Störungen führt. Für einen rekreativen Gebrauch würden 1% durchaus genügen. Der Schwarzmerkt bevorzugt aber bewusst diese hohen Dosen, denn so ist der Absatz gesichert. Diese Entwicklung wird durch die restriktiven Gesetze noch verstärkt.
Wissenschaftliche Studie
Mit einer wissenschaftlichen Untersuchung unter der Leitung der Universität Zürich sollte nun endlich abgeklärt werden, welche Faktoren hauptsächlich zum Gebrauch von Cannabis Produkten führen. Die Apotheken hätten hier die Möglichkeit Grundlagenforschung zu betreiben, und an einem Projekt auf jeder Stufe, vom Design bis zur praktischen Mitarbeit mitzuwirken. Gleichzeitig muss jedoch die medizinische Forschung weitergeführt werden, damit das ganze Potential der Pflanze erfasst wird. Allerdings soll durch die Studie der Weg zu einer Legalisierung geebnet wird. Einen Anspruch, dass der illegale Handel verschwinden werde, wird sicher nicht erhoben. Die Schwarzmarktkanäle sind bereits zu etabliert und hier werden die Händler versuchen, THC-hochdosierte Produkte weiterhin zu verkaufen, Produkte die abhängig machen und sicher psychische Spätfolgen haben. Aber tiefdosierte standarisierte Produkte mit geringem Gefährdungspotential sollten erhältlich sein. Allerdings werden dann die freien Produkte nicht über die Apotheken verkauft – die Tabakindustrie wird sich sicher den Hauptharst sichern. Für die Apotheken wird aber Cannabis-Produkte mit medizinischer Indikation wichtig werden, nicht dass ein grosser Gewinn erwartet werden kann, sondern als gute Ergänzung unserer Phytopharmaka, Produkte, die wegen der Indikation nur in Apotheken erhältlich sein werden.
Änderung des Betäubungsmittelgesetzes
Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) versandte am 26. Juni 2019 allen interessierten Kreisen seine Vorschläge zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes zur Vernehmlassung. Sie können die Dokumente herunterladen unter https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/medizin-und-forschung/heilmittel/med-anwend-cannabis/gesetzesaenderung-cannabisarzneimittel.html.
Bis 15. Oktober haben die Verbände die Möglichkeit, ihre Einwände vorzutragen. Auch der Fachzirkel wird die Dokumente genau studieren und gegebenenfalls eine eigene Vernehmlassung-Antwort erarbeiten. Wir werden Sie über unsere Arbeit informieren. Falls Sie gerne an der Antwort mitarbeiten wollen, so wenden sie sich an albert.ganz@hotmail.com.
Nächste Newsletter Wir werden in Zukunft wiederholt Newsletters per Mail versenden. Das nächste wird sich mit Interaktionen und Nebenwirkungen von Cannabis Produkten befassen. Werden Sie auch Mitglied des Fachzirkels Cannabis und Sie werden regelmässig mit Neuigkeiten versorgt. Anmeldung an fachzirkelcannabis@gmx.ch. Die neue Homepage wird in Kürze aufgeschaltet: www.fcschweiz.org.
Albert Ganz
(geschäftsführendes Mitglied)
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